Von Jaime Perkins
San Francisco, 11. November 2021 – Die von Autodesk in Auftrag gegebene und von Emsi Burning Glass durchgeführte Studie „Skilled Beyond Degree“ hat sich damit befasst, welche Berufe, Qualifikationen und Ausbildungen in Baugewerbe und der verarbeitenden Industrie am meisten gefragt sind. Dabei wurden Stellenanzeigen in den USA, UK und Deutschland analysiert. Im Vergleich zu den anderen Ländern wurde deutlich, dass Deutschland zwar einen höheren Ausbildungsanspruch pflegt, der Fokus auf der Suche nach Führungskräften insgesamt jedoch noch weniger auf Software-Skills liegt, sondern eher auf den Fähigkeiten, die in klassischen Handwerksberufsbildern gefragt sind.
Diesem Ansatz widerspricht, dass sich die Arbeitswelt durch die verstärkte Nutzung neuer Technologien in den letzten 18 Monaten grundlegend gewandelt hat. Unternehmen haben sich in einem noch nie dagewesenen Tempo digitalisiert – eine Entwicklung, die sich auch weit über die Corona-Pandemie hinaus fortsetzen wird. Entsprechende Umschulung und Fortbildung von Arbeitnehmern werden daher so wichtig wie nie zuvor. Deutsche Unternehmen haben demnach noch einen klaren Nachholbedarf, wenn es darum geht, sich auf die weitere Digitalisierung adäquat vorzubereiten und international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Zunehmende Verlagerung der Bildungsanforderungen erkennbar
Bei der Analyse der Anzeigen in den USA und im UK wurde vor allem eine Verlagerung von Stellen, für die ein Bachelor-Abschluss erforderlich ist, hin zu Stellen ohne explizite Bildungsanforderungen deutlich. Bei Autodesk sehen wir einen Hochschulabschluss als unabdingbar für viele Lernende an, aber Unternehmen legen offenbar zunehmend mehr Wert auf Fähigkeiten und Erfahrung, die auch unabhängig von Schulen und Universitäten erlangt werden.
Besonders stark war diese Entwicklung im Vereinigten Königreich bemerkbar, wo im Jahr 2020 82 % der Stellenausschreibungen im Baugewerbe und im verarbeitenden Gewerbe keinerlei formale Ausbildung voraussetzten. In Deutschland wird hingegen in den allermeisten Stellenausschreibungen nach wie vor ein Hochschulabschluss verlangt.
Erneuerbare Energien wachstumsstärkster Sektor für neue Arbeitsplätze
Trotz der Verlagerung weg von Hochschulabschlüssen besteht weiterhin eine Nachfrage nach anspruchsvollen technischen und nichttechnischen Qualifikationen. Daten- und Managementkenntnisse standen bei den Stellenausschreibungen im Vordergrund, was darauf hindeutet, dass das Baugewerbe und die verarbeitende Industrie sich weiterhin mit komplexen Herausforderungen konfrontiert sehen, für deren Lösung sie qualifizierte Talente suchen.
Logistik und Lieferkettenmanagement rückten während der weltweiten COVID-19-Pandemie in den Vordergrund des öffentlichen Bewusstseins, und ihre Bedeutung wird voraussichtlich auch in den kommenden Jahren anhalten. Es zeichnet sich zudem ab, dass Aufgaben im Zusammenhang mit erneuerbaren Energien im verarbeitenden Gewerbe zu denjenigen gehören, die in den nächsten fünf Jahren am stärksten wachsen werden, was die Notwendigkeit der Anpassung an neue Methoden und neue Technologien unterstreicht.
Risiken der Automatisierung durch Weiterbildung eindämmen
Während wir bei Autodesk vor allem die Vorteile sehen, die die Automatisierung mit sich bringt – u.a. die Schaffung neuer sicherer Arbeitsplätze – wissen wir auch, dass die Einführung neuer Technologien in der Vergangenheit auch häufig auf Besorgnis aufgrund der potenziellen Verdrängung von Arbeitsplätzen gestoßen ist. Mit der Studie wollten wir deswegen auch herausfinden, wie Arbeitnehmer die Möglichkeiten der Automatisierung nutzen können. Es wurde deutlich, dass viele Arbeitnehmer lediglich eine Handvoll neuer Fähigkeiten erlernen müssen, um ihren Arbeitsplatz vor den Risiken der Automatisierung zu schützen – zudem geht mit der Höherqualifizierung auch meist ein höheres Gehalt einher.
Autodesk plädiert deshalb dafür, dass sich Politik und Wirtschaft zukünftig viel stärker auf Umschulung und Höherqualifizierung von Arbeitnehmern konzentrieren. Unternehmen werden den Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen für bereits Beschäftigte erleichtern müssen, um auf Dauer bestehen zu können. Ihr volles Potenzial werden Arbeitnehmer in Zukunft erst dann entfalten können, wenn sie sich kontinuierlich neue Fähigkeiten und berufliche Qualifikationen aneignen, ohne mehrjährige Studien absolvieren zu müssen.